Rotwild RCC03 mit 125 mm Federweg


Die Geschichte

Nachdem ich mir bereits seit längerem überlegt hatte, welcher Fully-Rahmen denn wohl der richtige für mich sei, war ich zunächst beim Rotwild RCC03 gelandet. Dann bin ich aber doch zum optisch und von der Materialwahl her beeindruckenderen Votec C9 inklusive GS4 Gabel umgeschwenkt und habe mir schließlich dieses Set bestellt. Das für den Rahmen serienmäßig vorgesehene Luftfederelement wollte ich direkt ersetzen und habe dieses ab- und statt dessen einen passenden RaceTech RT 3 (Zug- und Druckstufe einstellbar) dazubestellt. Nach rund drei Monaten Bestellzeit war aber weder das eine noch das andere eingetroffen. Zusätzlich waren mir Zweifel gekommen, ob die Geometrie des C9 denn tatsächlich die Richtige für mich sei (Körpergröße 1,87 m). Auch war mir aufgefallen, daß die degressive Dämpferanlenkung höchstwarscheinlich nicht zu dem Stahlfederelement passen würde.

Tabelle 1: Ausstattung
Rahmen Rotwild RCC03
Federgabel Marzocchi Z1 BAM
Kurbeln Race Face
Tretlager Shimano XT
Umwerfer Shimano XT
Pedale Shimano 747
Schalthebel Shimano XTR, 8 fach
Schaltwerk Sachs Quartz
Bremsen Magura HS 33 Quicksilver
Laufräder Hügi mit Marvic 217 SUB UB
Sattel fi'zi:k Nisene
Sattelstütze Shimano XT

Also habe ich die Rahmenbestellung wieder rückgängig gemacht. Zu spät war es allerdings für den Dämpfer, der dann doch bald beim Händler eintrudelte. Gleichzeitig habe ich dann für den ursprünglich vorgesehenen Rotwildrahmen entschieden, obwohl es nicht möglich war, diesen ohne den Standard Rock Shox-Dämpfer zu bekommen. Den guten RaceTech-Dämpfer plante ich darin zu verbauen, oder wenn das nicht möglich sei, ihn zu verkaufen.

Nach ca. zwei Wochen traf der Rahmen ein, so daß mein Händler endlich Tretlager und Federgabel montieren konnte. Die restlichen Komponenten habe ich dann selbst motiert bzw. justiert. Damit resultierte rechts tabellierte Ausstattung.

Bevor ich mich letztendlich entschloß, den Umbau vorzunehmen, bin ich natürlich einige Kilometer probegefahren. Der Rock Shox Dämpfer wurde seinem Ruf aber schneller gerecht, als ich befürchtet hatte. Nach nur 40 km hingen Tropfen an der Stahlfeder, die aus dem undichten Öldämpfer resultierten. Da damit ein Ausbau des Dämpfers für die Reklamation notwendig wurde, konnte der Umbau starten.


Wie es vorher war

Tabelle 2: Rahmendaten
Material Aluminium 7020
Gewicht ca. 2800 g
Rahmengrößen 17,5", 19" und 20,5"
Dämpfer Rock Shox Coupe Deluxe Remote Adjust
Federweg 95 mm
Steuerwinkel 71,5 °

Bei dem Rotwild RCC03 handelt es sich um einen vollgefederten Cross Country Rahmen in Eingelenker-Bauweise, mit den in Tabelle 2 wiedergegebenen Daten (Herstellerangaben).

Der Dämpfer ist mit 5 % Progression angelenkt und unterscheidet sich deutlich von dem zu verbauenden RaceTech-Dämpfer, der ja eigentlich für ein Votec C9 gedacht war (Daten siehe Tabelle 3, Gewichte selbst gemessen). Insbesondere die um 20 mm größere Baulänge waren das eigentliche Hindernis, das es beim Umbau zu überwinden galt. Der längere Hub hingegen deutet schon auf ein Mehr an Federweg hin.

Abb 1: Dämpferbefestigung vorne   Abb 2: Dämpferbefestigung hinten
Tabelle 3: Dämpferdaten
  Rock Shox Race Tech
Hub 38 mm 50 mm
Gewicht ca. 465 g ca. 765 g
Einbaulänge 165 mm 185 mm

Die Befestigung des Dämpfers am Unterrohr ist mit zwei parallel liegenden Aluminiumlaschen ausgeführt (Abb. 1). Zwischen diesen ist der Dämpfer über zwei Abstandhalter mit einem 8 mm Edelstahlbolzen verschraubt. Die linke Aluminiumlasche hat ein 8 mm Innengewinde, so daß der Befestigungsbolzen gegen eine Mutter gekontert werden kann. Diese Konstruktion ermöglicht die leichte Drehbarkeit des Dämpfers um den Befestigungsbolzen. Die Distanzhalter sind mit jeweils einem O-Ring ausgestattet, damit sich kein Schmutz zwischen Bolzen und Dämferbohrung setzen kann.

Der Abbildung kann man leicht entnehmen, daß sich der nasenartigen Ausleger der Aluminiumlaschen zum Absägen geradezu anbietet. Aber dazu später mehr.


Der Umbau

Zunächst gab es ein paar Überlegungen anzustellen, wie die um 20 mm größere Einbauläge des neuen Dämpfers am Rahmen unterzubringen sind. Ein direktes Einsetzten von 185 mm Dämpfern ist nämlich nicht möglich, da sich dann Tretlagergehäuse und Hinterradschwinge im voll ausgefederten Zustand berühren. Wie aus Abbildung 2 ersichtlich, liegt dieser Abstand bei einem 165 mm Dämpfer im unbelasteten Zustand bei 5 mm. Weiterhin würde sich damit die Rahmengeometrie erheblich zum Nachteil verändern, da der Hinterbau weiter ausfedert (genau um 4,8 cm).

Abb 3: Hebellängen

Um mir etwas mehr Klarheit über die Zusammenhänge zwischen Federweg, Dämpferhub und den Hebelverhältnissen am Rahmen zu verschaffen, habe ich zunächst die entsprechenden Längen am Rahmen vermessen und auf Papier übertragen. Hierbei kam dann auch der seit Jahren in der Schublade verstaubende Zirkel mal wieder zu Ehren ;-). Es resultierte die in Abb. 3 ersichtliche geometrische Konstruktion.

Die Berechnungen führten letztendlich zu dem Ergebnis, daß die vordere Bohrung um 1,5 cm weiter nach vorne verlegt werden mußte. Die übrigen 0,5 cm kamen dem größeren Negativfederweg (Sag) zu Gute.

Das Kritischste am ganzen Umbau war sicher das Anbringen der neuen Bohrungen für die vordere Dämpferbefestigung. Der Rahmen wurde dazu auf den Boden gelegt und mit Hilfe einer Wasserwaage durch genaues Positionieren auf drei Auflagepunkten verwacklungsfrei exakt in die Waagerechte gebracht. Das Bohren selbst erfolgte mit einer in einem Bohrständer (Marke "Baumarkt") fixierten Bohrmaschine.

Anschließend wurde der abzusägende Bereich markiert und mit einer handelsüblichen Metallsäge vom Rahmen getrennt. Den Nahtstellen wurde dann mit einer Feile noch der Feinschliff verpaßt und das blanke Metall schließlich mit Lack im richtigen Farbton verdeckt. Der neue Dämpfer konnte anschließend problemlos eingepaßt werden.


Wie es nachher ist

Endlich satter Federweg, war die einfache Feststellung nach der ersten Probefahrt. Auch nach jahrelangem Gebrauch hat sich daran nichts geändert. Das Rad hat durch den schwereren Dämpfer zwar gewichtsmäß etwas von seinem Cross Country Charakter eingebüßt, aber deutlich an Komfort gewonnen. Insbesondere harmoniert die Z1 sehr gut mit der Hinterbaufederung und das nicht nur in "FreeRide"-Gelände. Um den Gewichtsnachteil zu umgehen, wäre es nach heutigem Stand der Dämpfertechnik überlegenswert, statt der Stahlfederbauweise einen Luftdämpfer z.B. mit der Standardlänge von 195 mm einzubauen. Eine andere Möglichkeit Gewicht zu sparen, wäre der Verzicht auf die Druckstufendämpfung. Diese hat sich bei meiner Fahrweise als vollkommen unnötig herausgestellt.

Abb 4: Dämpferbefestigung vorne   Abb 5: Dämpferbefestigung hinten

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(c) Dr. Guido Scholz, D-84508 Burgkirchen (guido.scholz@bayernline.de)
Letzte Änderung: 05.10.2003
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