Transalp 2003: Chiemsee - Gardasee

Eine neuntägige Alpenüberquerung mit dem Mountainbike vom Chiemsee zum Gardasee


Einleitung

Nach den positiven Eindrücken der Touren von 2001 und 2002 stand relativ schnell fest, dass auch im Jahr 2003 eine Transalp stattfinden sollte. Das Reiseteam sollte wieder aus meiner Frau und mir bestehen. Die Route sollte auf jeden Fall wieder durch die Dolomiten führen, da dort noch einige Passagen zurückgeblieben waren, die mich sowohl landschaftlich als auch fahrerisch interessierten. Natürlich sollte die Tour auch wieder vor der Haustüre beginnen, damit keine umständliche Anreise zum Startpunkt notwendig würde.

Da die Hauptkammüberquerungen der letzten beiden Touren in den Krimmler Tauern zu wenig Radsportliches zu bieten hatten, sollte dieses Jahr mal ein einfacherer Übergang mit weniger Schieben und Tragen an der Reihe sein. Die Wahl fiel auf den von uns aus nach Westen hin als nächsten zu erreichenden Paß, das Pfitscher Joch. Dieses läßt sich sehr gut mit dem Pfunderer Joch verbinden, welches mich wegen seiner angeblich kompletten Fahrbarkeit und der »schönsten Abfahrt der Alpen« schon länger interessierte.

Tabelle 1: Basisdaten der Tour
Dauer 9 Tage (27.07. - 04.08.2003)
Entfernung 687 km
Höhendifferenz 17.538 m

Grundlage der Streckenführung im Detail war auf der Alpennordseite eine Planung nach eigener Recherche, zum Teil über Tourismusverbände. Für die Route südlich des Alpenhauptkammes habe ich im Wesentlichen wieder das Buch »Transalp« von Ulrich Stanciu, aber auch eigenes Kartenmaterial zu Hilfe genommen. Bei der Fahrt stellte sich schließlich heraus, dass der Zeitbedarf der vierten Etappe etwas höher war als vorgesehen. Das war aber nicht weiter problematisch, denn wir konnten den Zeit- und Streckenverlust in den beiden Folgeetappen wieder wettmachen, so dass sich die Etappenplanung in der Summe wieder als brauchbar erwies.

Etappe 1: Hirten - Oberndorf

Tabelle 2: Daten der ersten Etappe
RouteHirten - Chiemsee - Bergen - Röthelmoos Alm - Weitsee - Reit im Winkl - Klausenberg Alm - Erpfendorf - Oberndorf
DatumSonntag 27.07.2003
Entfernung116,3 km
Netto Fahrzeit6:35 h (Karin 7:53 h)
Brutto Fahrzeit9:15 h
Bergauf1350 m
Bergab1069 m
KartenBLM Chiemsee und Umgebung, Kompass 9
GPS-Spur gs-transalp-2003-tag1.gpx (Kartenansicht)

Nachdem die Kinder bei der Oma verstaut sind, kann es wieder losgehen. Ein Föhntag ist angesagt, der die Sonne zunächst noch hinter einer dünnen Altocumulus-Schicht versteckt. Den ersten Teil der Strecke geht es wieder über meine Standardtrainingsroute zunächst nach Wald, dann Brunnthal, wo wir die ersten Höhenmeter ernten. Weiter grob dem Alzverlauf folgend, radeln wir über Wiesmühl, Tacherting, Schalchen nach Trostberg. Ab Altenmarkt spendet die Sonne dann ungehindert Wärme, worauf wir noch gar keinen so großen Wert legen.

In der Nähe des Chiemsees tummeln sich schon jede Menge Schlauchboote auf der Alz; für Alt und Jung ist es ein beliebtes Freizeitvergnügen geworden, den oberen Flußabschnitt in den Monaten Juli und August hinabzupaddeln bzw. -zutreiben. Die On-Board-Verpflegung kann dabei, je nach Motivation, wichtiger als alles andere sein. Ab Seebruck schlängeln wir uns durch die schon zahlreichen Freizeitaktivisten am östlichen Seerundweg entlang. Dem Wetter entsprechend handelt es sich mehrheitlich um Bade- und Segeltouristen. Es wird langsam wärmer, bleibt aber noch unter 30 °C. Der Weg führt weiter über Chieming und Grabenstätt, wo wir an einem kleinen Platz unsere Wasserflaschen nachfüllen. Weiter geht es Richtung Bergen unter der A 8 hindurch. Wir folgen dabei der auf Schotter optimierten, abgelegenen und romantischen Route, die ich schon bei der 2001er Tour gefahren bin. In Bergen machen wir an einem Lebensmittelladen kurz Pause und füllen unsere Getränkevorräte nochmals auf.

Wir verlassen den Ort Richtung Hochfelln und passieren auf leicht ansteigender Asphaltstrasse bald die zum Museum umgebaute Maxhütte. Die Straße liegt hier in angenehm kühlendem Schatten. Karin fährt ein anderes Tempo als ich und fällt etwas zurück; bevor der Fahrbelag schottrig und steiler wird, warte ich auf sie. Den nächsten Abschnitt, der zunehmend steiler wird und schließlich auch anspruchsvoll über groben Schotter führt, fahre ich, ohne anzuhalten, durch bis zur ersten Holzbrücke. Hier warte ich erst mal auf Karin, die nach einiger Zeit schiebend um die letzte Kurve biegt. Sie ist allerdings nicht die Einzige; ein älteres Ehepaar, das ohne Gepäck unterwegs ist, bevorzugt für ihre Drahtesel auch den Fußbetrieb.

Nach einer kurzen Erholungspause unter dem markanten Felsprofil des westlichen Hochfellnabbruchs führt uns der Weg etwas flacher weiter hinauf zur Eschelmoosalm, die für heute den höchsten Punkt (1060 m) darstellt. Dahinter geht es in leichten Wellen hinunter zur Röthelmoosalm und weiter am Wappbach entlang zum Weitsee. Unten biegen wir scharf rechts ab und bleiben auf dem Pfad parallel zur Landstraße bis Seegatterl. Dort queren wir die Straße und folgen dem Radweg, der dank seines leichten Gefälles locker einen Schnitt > 25 km/h erlaubt, weiter in Richtung Reit im Winkl.

Auf einem Asphaltstück außerhalb des Waldes biegen wir links aufwärts ab zu den Skisprungschanzen. Um diese fahren wir herum und bleiben am Waldrand entlang auf dem Weg, bis nach links die Klausenberg Alm ausgeschildert ist. Den Abzweig zur Hindenburghütte lassen wir zwischendurch links liegen. Die Schotterstraße führt mit leichter Steigung hinauf ins idyllische Wiesental, das wir bis zum Ende entlangfahren. Hier überschreiten wir dann auch die sehr unscheinbare Grenze nach Österreich. Am Talende biegen wir nach links auf den querenden Fahrweg ein und fahren in sengender Hitze bei unbewegter Luft die Serpentinen noch rund 200 m bergauf. Nur im Schatten ist es nun noch einigermaßen erträglich. Zum Ausgleich dafür wird das Panorama zunehmend attraktiver; westlich von uns erhebt sich das Unterberghorn, dahinter wird der Zahme Kaiser sichtbar. Der Weg führt weiter in leichten Wellen den Hang entlang nach Süden, immer parallel zum Unterberghorn, wo wir während der Fahrt einige Gleitschirmflieger beobachten können.

Später kommt weiter südlich das Kitzbüheler Horn und die östliche Schulter des Wilden Kaisers in Sicht. Nach einigen Kilometern, die der Panoramaweg in halbwegs konstanter Höhe zurücklegt, geht es wieder bergab auf Erpfendorf zu. Im Tal angekommen, bleiben wir links auf dem Schotterweg, der hier als "Vital Route 27" Richtung Kitzbühel ausgeschildert ist. Im weiteren Verlauf folgt dieser der Kitzbüheler Achen, leider unter dem strahlend blauen Himmel bis Kirchdorf unbeschattet. Gerade jetzt wäre das aber notwendig, denn die Temperaturen haben die 30 °C locker überschritten und die Hitze liegt als unbewegte Luft träge auf dem Talboden herum. Das bessert sich erst, als wir uns St. Johann in Tirol nähern; einige Bäume spenden hin und wieder Schatten auf der nur noch flach dahinführenden Rennstrecke.

Bevor wir Oberndorf, das für heute gesteckte Ziel, erreichen, weist schon die Radwegbeschilderung dorthin. Im Ort kommen wir nach kurzer Suche in der Pension Alpenrose unter (ÜF: 26 EUR pro Person). Die Fahrräder übernachten im Freien unter einem Vordach. Nach der willkommenen Dusche streifen wir kurz durch den übersichtlichen Ort und finden im Zentrum ein Lokal, in dem wir uns die verlorenen Kalorien wiederbeschaffen können. Beim Essen haben wir einen Blick auf den Wilden Kaiser und können verfolgen, wie er allmählich von Wolken eingenebelt wird. Kurz vor 21:00 Uhr beginnt ein kräftiger Regen, ein unübersehbares Zeichen dafür, dass die angekündigte Kaltfront uns erreicht hat.

Etappe 2: Oberndorf - Wald im Pinzgau

Tabelle 3: Daten der zweiten Etappe
RouteOberndorf - Reith - Kirchdorf - Hahnenkamm - Pengelstein - Stangenjoch - Brandenberg - Neukirchen - Wald im Pinzgau
DatumMontag 28.07.2003
Entfernung67,3 km
Netto Fahrzeit6:03 h (Karin 7:50 h)
Brutto Fahrzeit9:55 h
Bergauf2146 m
Bergab1957 m
KarteKompass 29
GPS-Spur gs-transalp-2003-tag2.gpx (Kartenansicht)

Da es das Frühstück schon um 7:30 Uhr gibt, stehen wir um 6:45 Uhr auf. Ich bin allerdings schon vor dem Wecker wach. Die ganze Nacht über hat es geregnet, gelegentlich auch gewittert. Der erste Blick nach draußen zeigt den Himmel grau in grau, glücklicherweise aber ohne Niederschlag; die Wolkenbasis liegt nur wenige hundert Meter über dem Talboden. Wir ziehen unsere weitgehend getrocknete Sportgarderobe an und gehen nach unten frühstücken. Die Bewirtung ist ordentlich (Wurst, Käse, Marmelade, Eier und frische Brötchen) und hat zwei goldene Speichen verdient. Anschließend rüsten wir die Räder auf und laufen erst mal die erste Bäckerei an, um uns für den Tag zu verpflegen.

Schließlich machen wir uns in Richtung Reith auf. Dazu müssen wir einen kleinen Hügel überqueren, eine schöne Einrollübung mit rund 200 Höhenmetern. Außer einem kurzen Wiesenabschnitt an der höchsten Stelle ist alles asphaltiert, also keine besondere Herausforderung. In der Talmitte hat die Bewölkung mittlerweile aufgelockert und läßt einige zaghafte Sonnenstrahlen durch. An den Berghängen ist jedoch alles dicht, was für den weiteren Tagesverlauf nicht vielversprechend wirkt. In Reith treffen wir auf einen Supermarkt, in dem wir uns mit Getränken und Bananen versorgen. Weiter geht es nach Kirchdorf, rechts am Flußlauf entlang. Wir passieren einen Golfplatz und halten uns dahinter an einer Eisenbahnlinie entlang bis zu einem Tunnel, den wir nutzen, um zur Fleckalmbahn zu kommen. Rechts am Gebäude vorbei geht es zunächst noch kurz über Schotter bergauf, an einer Brücke rechts, dann wieder links auf eine schmale Asphaltstraße, die uns in kontinuierlicher Steigung zur Fleckalm bringen wird. Bis dort fahre ich voraus.

Rundherum quellen nun die Wolken an den Bergen, deren Untergrenze nur wenige Meter oberhalb der Fleckalm liegt. Der Gipfel des Hahnenkamms bzw. die Bergstation der Fleckalmbahn sind nicht zu sehen. Nach 20 Minuten trifft Karin ein, so dass wir bald den Weg auf gut präpariertem Schotter Marke »Forstautobahn« fortsetzen können. Ich fahre wieder voraus und arbeite mich in den Nebel hinein. Zwischendurch beträgt die Sicht stellenweise nur um die 100 m, dann wieder öffnet sich der Nebelvorhang und gibt die Sicht einige Kilometer weit frei. An der Wegeinmündung bei der Kapelle, nun schon in Sichtweite der Bergstation, mache ich wieder halt und warte auf Karin. Hier gibt es immerhin Fußgängerverkehr, der sich auf die nahen Seilbahnen zurückführen läßt. Karin benötigt rund eine halbe Stunde, bis sie endlich aus dem Nebel auftaucht.

Nach kurzer Pause fahren wir nach rechts weiter und halten uns an die sehr ausführliche Beschilderung in Richtung Pengelstein. Der Weg führt östlich um die Ehrenbachhöhe herum, kurz bergab, dann für rund 200 Höhenmeter wieder bergauf. Dabei folgen wir der Beschilderung zu genau und geraten auf den steilen Fußweg, statt der flacheren Fahrstraße zu folgen. Oben treffen wir dann wieder auf die Schotterstraße, die uns in gleichmäßiger Steigung durch den Wiesenhang bringt, ohne jedoch einen Blick auf umliegende Berge freizugeben. Am Sattel angekommen, treffen wir auf eine Hinweistafel, die wenigstens als Bild zeigt, wie schön der Ausblick hier sein könnte, wenn wir nicht in einer Wolke stecken würden. Während wir uns diesem Anblick hingeben, wird der Nebel wieder dichter, und es setzt ein leichter Nieselregen ein. Wir nutzen die Gelegenheit zum Aufbruch und folgen der Panoramastraße, von der uns nur der flache Verlauf geblieben ist, nach Süden.

Zum Pengelsteingipfel geht es dann nochmal kurz hinauf. An der menschenleeren Bergstation ziehen wir Regenkleidung über, denn es soll nun tatsächlich bergab weitergehen. Die Straße folgt dem Grat noch ein Stück und biegt an einer Liftstation als Hauptweg nach rechts den Berg hinunterführend ab. Wir bleiben noch geradeaus auf einem begrasten und offensichtlich wenig befahrenen Weg, der bald steiler hinunterführt. An ein paar Lawinenverbauungen wird er zum Pfad, der durch die Niederschläge der vergangenen Nacht sehr sumpfig ist. Zunehmend legen sich auch noch größere Steine in den Weg, so dass wir schließlich absteigen müssen, um dem Wanderpfad weiter zu folgen. Langsam frage ich mich, ob den Autoren der Kompasskarte, in der dieser Weg eindeutig als MTB-Route verzeichnet ist, nicht die Fantasie durchgegangen ist. Bei der weiteren Spazierzeit im nunmehr vollkommen durchnäßten Gras steigt der Wasserpegel in meinen Schuhen zunehmend. Leider habe ich es versäumt, rechtzeitig meine Regenüberzieher anzulegen. Allerdings würde mit diesem Kleidungsstück auch der Bodenkontakt nachlassen, den wir auf dem holprigen Untergrund gut gebrauchen können.

Um das ganze Bild stimmig zu machen, werden nun auch die Regentropfen immer größer. Bald erreichen wir die Wegabzweigung, an der es rechts runter nach Aschau gehen soll. Auch dieser Pfad ist zunächst nicht besser fahrbar; bis zu einem zerstörten Almgebäude rollen wir deshalb immer nur kurze Stücke über das Wiesengelände. Dahinter ist es zunächst auch mal wieder flach, dann aber geht es erneut steiler zum Teil über rutschigen Felsen bis zur Oberen Kleinmoos Alm. An einer Geländestufe gibt es einen lauten Knacks neben mir ... die Kunststoffhalterung meiner Satteltasche ist gebrochen. Die Tasche hält nun überhaupt nicht mehr am Rad, sondern hängt nur noch lose herunter. Bis zur Kleinmoosalm trage ich sie erst mal in der Hand, dann improvisiere ich eine Befestigung an meinem Rucksack. Dieser Schaden kommt mir sehr ungelegen; ein Fluchen hilft leider auch nicht weiter. Erst das Wetter, dann der rutschige Sumpfweg und nun auch noch das.

Wir haben keine Lust mehr, weiter schiebend dem Pfad bergab zu folgen. Statt dessen folgen wir dem zur Alm führenden Fahrweg zunächst leicht bergauf, dann wieder stets bergab bis zum Aschauer Höhenweg. Die sonst so praktische Packtasche findet keinen rechten Halt, so wie sie nun als Doppelpack auf meinem Rucksack festgeschnallt ist. Sie tendiert dazu, entweder nach rechts oder links herunterzurutschen. Ich muß mir für die Weiterfahrt noch etwas einfallen lassen, denn so hält die Konstruktion auf Dauer nicht. Da wir heute noch durch Neukirchen fahren, werde ich dort Ausschau nach einem Fahrradladen halten. An der Einmündung in den Höhenweg biegen wir links ab und folgen der am Hang entlangführenden Schotterstraße ohne großen Höhenverlust nach Süden. Schließlich treffen wir am Talboden auf eine Straße, der wir links hoch zum Stangenjoch folgen. An der nächsten Alm füllen wir nochmal die Trinkflaschen auf und orientieren uns an einem Wiesenpfad weiter bergauf. Bald treffen wir aber doch wieder auf einen nicht mehr besonders guten Fahrweg, der in einer nicht einsehbaren Schleife von der Alm hochführt. Dieser wird immer steiler und holpriger, bis er in eine extreme Steilpassage mündet. Den rutschigen Abschnitt, den man schon fast als »Hang« bezeichen könnte, müssen wir durch vorsichtiges Schieben überwinden.

Oben wird es wieder flacher, so dass wir die letzten Meter zum Joch sogar wieder fahrend zurücklegen können. Wir dokumentieren die Passage kurz fotografisch und folgen dann dem Weg links am Hang entlang in Richtung Wildkogelhaus. Nun wird der Fahruntergrund allmählich besser, und wir beeilen uns zunehmend, dem schlechten Wetter zu entfliehen. Wir passieren bald die Baumgartenalm und auch die nach oben führende Abzweigung zum Wildkogelhaus. Dieser zum Berggipfel führende Weg ist für uns heute zeitlich bedingt keine sinnvolle Alternative. Unsere Forststraße verläuft zunächst im Tannenwald noch bergab, dann leicht ansteigend Richtung Brannenberg östlich um den Berg herum. Schnell sind wir dann am Talboden im Pinzgau und folgen dem Tauernradweg in Richtung Neukirchen. Den Ort queren wir, vergeblich nach einem Fahrradgeschäft suchend, welches mich von meinem Packtaschenelend befreien könnte. Schließlich fahren wir weiter nach Wald, teils über die Landstraße, dann wieder über den Tauernradweg. Der Regen wird nun intensiver, auch ist Donner links oberhalb Richtung Hauptkamm zu hören. Im späteren Verlauf unserer Tour werden wir drei Transalpler treffen, die - gar nicht weit von uns - zu dieser Zeit auf dem Weg zur Birnlückenhütte sind.

Nach einer waschechten Regenfahrt erreichen wir Wald und suchen den kleinen Ort länger nach einer Pension zum Übernachten ab. Schließlich finden wir das »Haus Lechner« (ÜF: 24 EUR pro Person), in welches uns die Wirtin trotz triefender Nässe aufnimmt. Wir beeilen uns, unter die Dusche zu kommen und lassen uns noch ein sehr gutes Lokal am Ortsrand empfehlen, das wir im Schutz unserer Regenjacken einigermaßen trocken erreichen.

Etappe 3: Wald im Pinzgau - Pfitscher Joch Haus

Tabelle 4: Daten der dritten Etappe
RouteWald im Pinzgau - Gerlospass - Mayerhofen - Schlegeisspeicher - Pfitscher Joch Haus
DatumDienstag 29.07.2003
Entfernung74,2 km
Netto Fahrzeit5:59 h (Karin 7:40 h)
Brutto Fahrzeit9:20 h
Bergauf2534 m
Bergab1152 m
KarteKompass 37
GPS-Spur gs-transalp-2003-tag3.gpx (Kartenansicht)

Das Frühstück gibt es heute erst um 8:00 Uhr, daher reicht es, um 7:15 Uhr aufzustehen. Nach dem Frühstück, das ich mit einer goldenen Speiche ausstatte, bestücken wir wieder unsere Räder. Der Himmel zeigt nur wenige Wolkenreste und läßt für den Tag nichts Schlechtes befürchten. Unser erstes Ziel ist der nahegelegene Supermarkt, wo wir uns mit Lebensmitteln für die erste Tageshälfte eindecken. Vor dem Laden bastle ich noch etwas herum und finde dank einer Schnur eine zufriedenstellende Improvisationslösung, mit der sich die abgebrochene Halterung der Packtasche fixieren läßt. Die Konstruktion sieht fast so aus, als gäbe es keinen Defekt. Rechts an der Kirche vorbei treffen wir auf die Nebenstraße, die uns ohne großen Autoverkehr zum Gerlospaß bringen soll. Außer einigen Einheimischen finden allerdings auch ein paar Touristen mit ihren PKWs diese Route, deren Charme nicht zuletzt in ihrer Mautfreiheit liegt. Mit angenehmer Steigung führt die schmale Straße am nördlichen Talhang hinauf und gibt auf ihrem Weg immer wieder andere Blicke nach Süden in die Bergwelt der Krimmler Tauern frei. Irgendwann können wir sogar mal einen Blick auf die berühmten Wasserfälle auf der anderen Talseite erhaschen.

Bald tauchen wir in Nadelwald ein, der uns jedes Panorama nimmt, dafür aber zunehmend kühle Luft bietet. Als wir endlich die Paßhöhe erreicht haben, müssen wir uns in den Verkehr der Mautstraße einreihen. An einem Kiosk kurz hinter der höchsten Stelle machen wir Pause für ein zweites Frühstück. Von hier hat man einen Blick wie von einem Balkon auf den Gerlosstausee und die dahinterliegende Gletscherwelt der Tauern. Anschließend folgen wir der Schnellstraße weiter bergab; bald habe ich einen Holzlaster eingeholt, der die Kurven mit bedenklicher Schräglage nimmt und mich daran hindert, mehr als 60 km/h auf die Tachonadel zu bekommen. In einer Bucht halte ich kurz und lasse das Verkehrshindernis ziehen. Als Karin kommt, stürze ich mich wieder auf die Bahn, dem Geschwindigkeitsrausch entgegen. Schnell ist so Gerlos erreicht, wo wir endlich von der stark frequentierten Straße Abschied nehmen können.

Links des Flußlaufs geht es auf einen Weg, der uns mit gewohnter Schotterqualität bis nach Gmund bergab begleitet. Hinter einer Brücke müssen wir dann doch wieder auf die Asphaltstraße, der wir mit möglichst hohem Tempo, teilweise eben, teilweise bergab folgen. Kurz oberhalb der Serpentinen bei Heinzenberg biegen wir links hoch in eine schmale Nebenstraße, die unseren Schwung erst mal ausbremst. Diese Strecke soll uns nach Karte zunächst am Hang entlang und dann ins Zillertal hinab nach Ramsau bringen. Doch bevor es soweit ist, geht es erst nochmal hinauf, ganz ungewohnt für uns, sind wir doch noch halb im Abfahrtsrausch. Zu allem Übel verzweigt sich die Straße noch, was die Karte gar nicht widerspiegelt. Ich entscheide mich für die Kennzeichnung »Enterberg« und lasse die Variante »Bichl« rechts liegen. Zurecht, wie sich später herausstellt.

Bald ist der höchste Punkt erreicht und es öffnet sich ein bemerkenswerter Weitblick über das Zillertal mit Mayerhofen am Talgrund. Wir können sogar einige Drachen- und Gleitschirmflieger beobachten, die vom Penkenjoch gestartet sind. Wenig später fahren wir die Serpentinen hinunter bis zum Talboden. In Ramsau biegen wir links ab und folgen der Nebenstraße nach Mayerhofen. Dort empfängt uns ein touristischer Trubel, der uns vollkommen fremdartig vorkommt. Der einzige Uhrmacher, den wir finden, hat geschlossen; also muß mein Pulsmesser weiter mit einer leeren Batterie auskommen. Dafür ist es aber unproblematisch, einen Lebensmittelladen zu finden, während wir mitten durch die Stadt rollen. In einem Sportladen besorge ich mir noch eine dünne Rebschnur als Ersatz für meine bisherige Taschen-Reparaturlösung. Die bekomme ich sogar geschenkt, nachdem ich erzähle, wofür ich sie benötige.

Das letzte Mal war ich vor rund 12 Jahren hier, damals noch als Gleitschirmflieger; die Stadt hat sich seitdem stark verändert, oder auch meine Erinnerungen; ich weiß es nicht genau. Am Ortsausgang bleiben wir geradeaus in Richtung »Schlegeisspeicher«, der hier mit 22 km Entfernung ausgeschildert ist. Zunächst ist die Straße einspurig, und der Massenverkehr bleibt über einen Tunnel von unserer Streckenführung weggeleitet. Links von der Straße fällt das Gelände steil in ein felsiges Flußbett hinab, rechts steigt es oft mit überhängendem Fels den Berghang hinauf. Hin und wieder entdecken wir Leute, die sich unten im steilen Flußtal aufhalten. Unter einer Galerieverbauung vereinigen sich wieder beide Verkehrsstränge. Dahinter werden wir bald von einer Dreiergruppe MTBler überholt, die ebenfalls über das Pfitscher Joch wollen. In Ginzling biegen wir rechts auf den asphaltierten Radweg zum Schlegeisspeicher ab. Wir gelangen so rechts des Flußlaufs durch die ruhige Gebirgslandschaft bergauf. Es ist etwas hügeliger als die Hauptstraße, auf der die Dreiergruppe ihren Weg fortsetzt, aber sehr viel reizvoller.

Bei einer Staustufe des Zemmbachs endet der Radweg, so dass wir wieder auf die nun wegen der fortgeschrittenen Uhrzeit nicht mehr so belebte Straße einschwenken. Bald erreichen wir die Mautstelle, an der sich einige PKWs vor der Ampel aufstauen. Für Radfahrer gibt es dort einen Hinweis, im Tunnel wegen des Gegenverkehrs zu schieben. Optisch gibt die Strecke aber überhaupt nichts her, und auf Schieben in einem dunklen Tunnel habe ich schon gar keine Lust. Vor der Station geht rechts ein ansteigender Schotterweg ab, von dem aber auf der Karte nicht erkennbar ist, ob er als durchgängig befahrbare Umgehung für den Tunnel geeignet ist. Ich spreche eine der Kassiererinnen darauf an. Glücklicherweise bejaht sie die Frage und ergänzt, man müsse nur rund 100 m schieben.

Nachdem Karin eingetroffen ist, folgen wir den gut fahrbaren Schotterweg ein Stück hinauf und machen an einer Stelle mit nettem Talblick eine kurze Verpflegungspause. Im weiteren Verlauf verwandelt sich die Forststraße in einen Pfad, über den wir aber immer noch problemlos weiterrollen. Dort gibt es ein Hinweisschild, demnach soll man die folgende Passage wegen erhöhter Steinschlaggefahr möglichst schnell hinter sich bringen. Die Warnung ist wohl nicht unbegründet, denn immer wieder liegen einige lose Steinbrocken mitten auf dem Weg, die wie frisch herabgefallen wirken. Bis auf eine kurze Passage unterhalb eines überhängenden Felsblocks ist aber alles fahrbar. Direkt an der Gegenampel stoßen wir wieder auf die Straße. Hier ist eine weitere Dreiergruppe MTBler unterwegs, die ebenfalls noch zum Pfitscher Joch hinauf möchte. Wir werden die drei noch des öfteren wiedersehen.

Bald ist die beeindruckende Staumauer erreicht; ich warte auf Karin und lasse mich von ihr vor dem Ungetüm ablichten. Die Straße windet sich nun in engen Serpentinen und durch zwei kleinere Tunnels hinauf zur Krone der Staumauer, wo wir noch ein paar Beweisfotos mit den drei anderen Transalplern schießen. Die folgende Passage entlang des Stausees ist topfeben und damit fahrerisch eine ganz angenehme Abwechslung. Am südlichen Seeende wechseln wir wieder auf Schotter, der zunächst noch breit und gepflegt leichtfüßig dahinträgt. Später geht der Untergrund in einen recht heftig zu fahrenden Wanderpfad über, der aber offensichtlich handverlesen von größeren blockierenden Steinen befreit wurde. Der mittlerweile eher kühle Nordwind bläst uns unterstützend zum Paß hinauf.

Nach einer flachen Wiesenpassage ist Ende mit dem Fahrradfahren; den Rest müssen wir schiebend und tragend zurücklegen. Kurz vor der höchsten Stelle fängt es leicht zu tröpfeln an, im Tal hinter uns wird es immer grauer. Oben treffen wir auf eine neu eingerichtete Fahrstraße, die vielleicht mal hinunter bis zur Wiese verlaufen wird. Zumindest deutet ein Bagger am Ende der Straße auf Aktivitäten in dieser Richtung hin. Am alten Zollgebäude treffen wir wieder auf die Dreiergruppe. Sie ziehen sich gerade warm an, da sie noch ins Tal abfahren wollen. Das kommt für uns nicht in Frage, denn auf die Hüttenübernachtung wollen wir nicht verzichten. Wir nehmen die letzten steilen Höhenmeter zum exponiert dastehenden Pfitscher Joch Haus in Angriff. Kaum haben wir innen die Räder abgestellt, hüllen draußen Wolken das Gebäude ein. Mit etwas Glück bekommen wir ein ganzes Zimmer (Nr. 11) für uns alleine. Wir beeilen uns mit dem Duschen und Waschen der Fahrradbekleidung, was durch einen Wäschetrockner erfreulicherweise unterstützt wird. Es gibt zwar keine Halbpension, aber an einer Selbstbedienungstheke mit flinkem Service dennoch ein vernünftiges Abendessen (Suppe, Salat, Kuchen, Rotwein und Wasser). Die Übernachtung mit Frühstück kostet auch hier 24 EUR pro Person.

Etappe 4: Pfitscher Joch Haus - St. Vigil

Tabelle 5: Daten der vierten Etappe
RoutePfitscher Joch Haus - Kematen - Pfunderer Joch - Niedervintl - Moos - Enneberg - St. Vigil
DatumMittwoch 30.07.2003
Entfernung85,1 km
Netto Fahrzeit6:23 h (Karin 8:27 h)
Brutto Fahrzeit10:55 h
Bergauf1934 m
Bergab2958 m
KartenTabacco 037, Tabacco 033, Tabacco 031
GPS-Spur gs-transalp-2003-tag4.gpx (Kartenansicht)

Die Nacht vergeht in etwas zu kühler Luft, ohne dass ich eine ausgewogene Situation mit der zu kurzen Bettdecke finde. Ich falle daher nur in einen leichten Schlaf, der mich bei jedem Geräusch wieder wach werden läßt. Dennoch stehe ich am Morgen erholt auf. Das kleine Fenster unseren Zimmers zeigt einen blauen Himmel in den Bergen, während die Geräusche am Haus auf einen starken Wind hinweisen. Wir ziehen uns rasch an und packen die Sachen wie jeden Morgen in die Rucksäcke. Pünktlich ab 7:00 Uhr gibt es Frühstück, das - knapp unter einer goldenen Speiche liegend - neben einem Getränk aus Käse, Schinkenspeck und aufgeschnittenem Weißbrot besteht. Ich mache draußen schon mal die ersten Fotos, aber bis zur Hütte reichen die Sonnenstrahlen noch nicht. Außerdem ist es saukalt (6 °C), was durch den kräftigen Wind noch unterstrichen wird. Nach dem Frühstück ziehen wir uns warm an und ignorieren die Kälte, um im schönsten Fotolicht noch ein paar Aufnahmen zu machen. Dann stürzen wir uns über die Schotterstraße hinab ins Tal, wärmeren Temperaturen entgegen.

Im oberen, baumfreien Teil der Abfahrt kommen wir an alten Bunkeranlagen vorbei. Ich fege, das Gefälle nutzend, mit ordentlicher Geschwindigkeit hinunter, Karin läßt es etwas gemütlicher angehen, so dass ich gelegentlich auf sie warten muß. Unten am Talboden werden wir von einer Dreiergruppe Transalpler überholt, die sich, sobald wir sonnendurchflutete Wiesen erreichen, ihrer Jacken entledigen. Wir gesellen uns dazu und legen ebenfalls unseren Windschutz ab. Einer meiner Ärmlinge wird dabei von einem kleinen Hund entführt, der mit neugierigem Interesse vorbeikommt. Ich muß ihm einige Meter nachlaufen, bevor er ihn wieder herausrückt. Bald geht es weiter nach rechts auf einen Wirtschaftsweg, der sich mit leichtem Gefälle an der rechten Hangkante entlanghält. Wir landen schließlich auf einer Asphaltstraße, von der wir nach kurzer Fahrt rechts abzweigen, um die unromantische, nun schon zweispurige Straße zu verlassen. Die andere Transalpgruppe bleibt geradeaus und ist bald vor uns verschwunden. Unsere Nebenstrecke führt über Bauerndörfer nach Kematen, wo wir uns mit Lebensmitteln versorgen.

Bald rollen wir aus dem Dorf hinaus leicht bergab zur Kreuzung, hinter der die Auffahrt zum Pfunderer Joch auf uns wartet. Der zunächst an Bauerhöfen vorbeiführende Waldweg wird bald steil und grobschottrig, stellenweise mit losen Steinen. Für meinen Geschmack könnte die Steigung etwas geringer sein, denn obwohl ich ständig im kleinsten Gang (24:34) unterwegs bin, muß ich beim Treten unangenehm viel Kraft aufwenden. Die Auffahrt wäre ohne Gepäck wahrscheinlich gerade noch akzeptabel. Bis zur ersten Alm auf 1932 m ändern sich die Bedingungen nicht. Hier verläßt der Weg den Wald, also nutzen wir die Gelegenheit, eine Pause mit Ausblick aufs gegenüber liegende Schlüsseljoch einzulegen. Ich warte erst mal auf Karin, die erstaunlicherweise schon nach zehn Minuten auftaucht. Sie hat der Einfachheit halber das meiste geschoben und war damit nicht viel langsamer als ich. Nachdem wir unser zweites Frühstück im Sonnenschein eingenommen haben, machen wir uns wieder auf. Im weiteren Verlauf wird die Fahrspur zum richtig groben Schotterweg, den zusätzlich einzelne lose Steine zieren. Die erleichtern das Fahren nicht gerade, dafür sind wir endlich oberhalb der Baumgrenze. Der Blick reicht nun schon weit nach vorne; hinter dem nächsten Felsvorsprung können wir das Joch schon ausmachen. Etwas unterhalb auf den Serpentinen dorthin entdecke ich zwei Personen, die ihr Rad hinaufschieben. Das könnte die Gruppe von heute früh sein.

Nach der Passage eines Baches über die Reste einer zusammengestürzten Brücke wechselt der Weg die Talseite. Eigentlich hat er schon länger nur noch Pfadcharakter, aber nun nimmt der Pflegezustand noch deutlich ab. Immer öfter gibt es Passagen, in denen vom Hang heruntergerutschtes Geröll den Weg in Mitleidenschaft gezogen hat. Über die letzten rund 200 Höhenmeter ist an Fahren bestenfalls noch zu denken, aber machbar ist es mit Transalpgepäck nicht mehr. Die letzten Schleifen am Berg sind schmal und sandig, dann ist es endlich geschafft - das legendäre Pfunderer Joch ist erreicht. Vom Anblick her ist der sandige Rücken eher schmal und unspektakulär, die Aussicht aber ist grandios. Wir halten uns dennoch nicht allzulange auf, da es recht windig ist, und außerdem soll ja nun eine der besten Abfahrten der Alpen folgen. Um eine Hand voll Beweisfotos kommen wir natürlich nicht herum.

Nach den ersten rutschigen 50 Höhenmetern folgt denn auch ein MTB-Eldorado allererster Güte. Der Pfad führt in leichten Schwüngen über kleine Kuppen, um weiche Kurven und besteht durchgehend aus verdichtetem Sanduntergrund ohne jegliche Gerölleinlage. Leider dauert dieser Traum nur rund 200 Höhenmeter, er endet in einer ebenen Wiese. Hier haben wir noch die seltene Gelegenheit, einigen Murmeltieren zuzusehen. Eines sucht sich gerade mal in 6 m Entfernung vor uns einen sonnigen Platz, ohne sich durch uns stören zu lassen. Das folgende flache Stück führt an weidenden Kühen vorbei und ist auch noch sehr schön zu fahren. Aber an der nächsten Gefällestrecke verwandelt sich die Spur in einen typischen verblockten Gebirgspfad, der sich nur noch mit Mühe fahren läßt. Die Krönung ist schließlich ein steiler Wiesenhang, den der Weg in tiefen, teils ausgespülten Rillen mit engen Schleifen durchschneidet. Hier kommen bestenfalls noch Trialkünstler mit Mut zu viel Risiko fahrend voran. Wir riskieren hier nichts und vernichten die Höhe zu Fuß, was mit dem Rad an der Hand auch nicht so einfach ist.

Am Ende dieser Sektion rollen wir über einen Wiesenpfad bis zur Weitenberg Alm, an welcher unsere Route in eine Schotterstraße übergeht. Wir füllen unsere Getränkevorräte am Laufbrunnen nach und folgen in zügiger Fahrt dem weiteren Streckenverlauf. Die Straße ist teilweise eng in den steilen Hang gebaut und führt an tiefen Schluchten vorbei zu einer schmalen Asphaltstraße. Ab hier gibt es nur noch Geschwindigkeit. Kleine Ortschaften und Gehöfte rauschen nur noch so an uns vorbei, bis wir am Talboden in Niedervintl angekommen sind. Wir unterqueren die nach Bruneck führende Hauptstraße und folgen der Radwegbeschilderung durchs Pustertal. Dabei ignorieren wir den Hinweis, dass der Radweg nach Obervintl gesperrt sein soll. Allerdings endet dieser dann doch an einer Baustelle, wir können aber nach Erklettern eines steilen Hanges etwas höher unseren Weg fortsetzen. Die Strecke zieht sich ziemlich in die Länge, obwohl wir bis Finkenberg keine großartige Steigung mehr überwinden müssen. Über den Römerstein Nr. 5 (und vorbei an diesem) kommen wir ab Wels auf den Weg Nummer 10A, der uns in leichtem Auf und Ab schließlich bei Moos auf die vom letzten Jahr schon bekannte schmale Asphaltstraße nach Saalen/Enneberg/St. Vigil führt. Auf dieser nicht besonders aufregenden, aber eigentlich angenehm fahrbaren Strecke schwächelt Karin zunehmend. Erst als St. Vigil in Sicht kommt, findet sie ihre Motivation langsam wieder. Ohne lange Suche steuern wir auf die Pension Claudia zu, die wir vom letzten Jahr noch sehr positiv in Erinnerung haben. Auch die Wirtin kann sich noch schwach an uns erinnern, nachdem wir uns mit Halbpension (46 EUR pro Person) eingebucht haben. Zum Abschluß dieses anstrengenden Tages gibt es ein wohlverdientes viergängiges Menü mit einem ordentlichen Wein aus der Region.

Etappe 5: St. Vigil - Rif. Staulanza

Tabelle 6: Daten der fünften Etappe
RouteSt. Vigil - Pederühütte - Passo Limo - Cortina d'Ampezzo - Forcola Ambrizola - Forcola Ruan - Rif. Città di Fiume - Rif. Staulanza
DatumDonnerstag 31.07.2003
Entfernung60,1 km
Netto Fahrzeit6:24 h (Karin 7:56 h)
Brutto Fahrzeit9:55 h
Bergauf2364 m
Bergab1799 m
KartenTabacco 031, Tabacco 03, Tabacco 015
GPS-Spur gs-transalp-2003-tag5.gpx (Kartenansicht)

Nach einem ausgezeichneten Frühstück (am Buffet gibt es Müsli, Obst, selbstgebackene Küchlein, Brötchen, verschiedene Sorten Käse, Wurst und Marmelade, also drei goldene Speichen) fahren wir zunächst für einen kleinen Abstecher in die Stadt. Die ersten beiden Filme sind voll und können bei der Post aufgegeben werden; wie die letzten Jahre schon, habe ich zusätzlich einen Briefumschlag dabei, in den ich die bereits abgefahrenen Karten lege. Damit wird mein Marschgepäck um einige hundert Gramm leichter. Im Ort finden wir schließlich noch ein Elektrogeschäft, in dem ich die Batterie des Pulsmessers wechseln lassen kann. Die letzte Station ist ein Lebensmittelladen, in dem wir Verpflegung für den Tag einkaufen. Endlich um zehn nach neun sind wir startbereit, so dass wir den Ort in Richtung Reintal verlassen können. Das Wetter bietet uns heute einen grau in grau getönten Himmel; für nachmittags sind zur Auflockerung Regenschauer vorhergesagt. Bis dahin wäre ich gerne in Cortina, aber glücklicherweise werden die Wetterfrösche mit ihrer Prognose irren.

Auf der leicht ansteigenden und wenig befahrenen Teerstraße läßt es sich gut radeln, genau das Richtige zum Warmfahren. Ich kenne den Streckenverlauf noch von meiner ersten Transalp, für Karin ist er neu. Bei einer kurzen Toilettenpause passiert uns grüßend ein Pärchen, das unverkennbar auch Transalpgepäck dabei hat. Wir werden die beiden später wieder treffen und mit ihnen die erste Hälfte unserer Tagestour verbringen. Besonders eindrucksvoll bei unserer Fahrt durchs Reintal sind dieses Jahr die Schuttkegel, die allenthalben von den steilen Felswänden herunterreichen. Manche sind der Straße bedrohlich nahe, andere haben die Straße sogar überschwemmt. An solch einer Passage räumt gerade ein Bagger den meterhohen Schutt beiseite. An anderer Stelle liegt er rechts und links der Straße fast zwei Meter hoch, vergleichbar dem Schnee im Winter.

Irgendwann holen wir die zwei Radler ein und kommen mit ihnen ins Gespräch. Sie sind gestern kurz hinter uns über das Pfunderer Joch gekommen und haben vorher auf der Enzianhütte übernachtet. Wie wir wollen sie heute über das Fanesgebirge und gegebenenfalls noch weiter bis Alleghe. Im Prinzip entspricht das unserer Route, allerdings kommt mir das Etappenziel arg ambitioniert vor. Hinter der Pederühütte kämpfen wir uns durch die überdimensionale Kiesgrube Richtung Fanesalm empor. Teilweise liegt der Schotter sehr locker; ich bin stets bemüht, die richtige Spur zu finden, um nicht abzusaufen. André und Rike haben durch ihre Zeltausrüstung deutlich mehr Ballast dabei, was ihre jugendliche Fitness auf unser Effektivitätsniveau drückt. Bald ist die erste, etwas ebenere Fläche erreicht. Hier läßt sich auch die Sonne zunehmend blicken. Im weiteren Wegverlauf finden Nachbesserungen an der Straße statt. Anscheinend sind in letzter Zeit flutartige Niederschläge gefallen, die auch hier oben größere Schäden hinterlassen haben. Die nachpräparierten Flächen sind natürlich besonders weich und damit nicht gut befahrbar.

An der Faneshütte füllen wir die Wasserflaschen auf und Karin bekommt endlich den gestern schon sehr entbehrten Cappuccino. André und Rike fahren vor, um auf der Paßhöhe ihre Brotzeit abzuhalten. Bald setzen wir ihnen nach, erklimmen die steile Rampe zum Limo Joch ohne abzusetzen und holen die beiden nach der Überquerung des Jochs an der Fanes Alm wieder ein. Die Abfahrt nach Cortina legen wir zusammen zurück. An manchen Stellen liegt der Schotter so lose, dass wir sehr aufpassen müssen, uns nicht hinzulegen. Kurz vor dem Talboden treffen wir auf bekanntes Terrain (Sommerurlaub 2001). Wir fahren nach einer Bachüberquerung am rechten Talrand den Schotterweg entlang und passieren schließlich das alte Flugfeld. In einer Kurve rasten wir kurz, dann geht es weiter am Campingplatz vorbei immer geradeaus. Nach einem Steigungsabschnitt fahren wir über eine Wiese auf die erste Randbebauung von Cortina zu. Hinter der Bobbahn folgen wir der Hauptstraße ins Tal hinab und queren den Fluß an der zweiten Brücke. Hier trennen wir uns von den beiden, die ihre Tagesetappe nun doch lieber in Cortina abschließen wollen.

Wir fahren auf der begrasten Fahrspur direkt am Flußlauf entlang. Wie schon bei unserem früheren Urlaub riecht es hier unangenehm kloakig; das Gefällestück liegt aber schnell hinter uns. Nach einer kleinen Brücke geht es wieder kurz, aber knackig ansteigend weiter in Richtung unseres damaligen Campingplatzes. Diesen lassen wir links liegen und biegen rechts auf die schmale Asphaltstraße ein. An der Kreuzung, von der es geradeaus weiter hinauf zum Rif. Croda da Lago geht, machen wir noch einen kurzen Abstecher nach rechts zum Bauernhof, um dort die Trinkflaschen aufzufüllen. Am Wasserhahn gibt es eine Spendendose, die Dürstende dazu auffordert, Bares für das Getränk zu hinterlassen. Wir wollen keine Spielverderber sein und werfen 0,40 EUR ein; das sollte reichen. Danach sind wir bereit, gegen das zunächst sehr steile Asphaltstück anzutreten. Bald läßt die Steigung nach, und der Belag geht in den üblichen Dolomitenschotter über.

Nach rund 1,5 h hartnäckigen Kurbelns erreiche ich endlich die Malga Fedèra. Dort treffe ich auf drei Transalpler, die heute nur noch bis zur Hütte am See wollen. Sie sind heute morgen an der Seekofelhütte gestartet und haben den Hauptkamm an der Birnlücke überquert; und das ausgerechnet am Montag bei Gewitter, als wir im Regen durch das Salzachtal nach Wald gefahren sind. Das war nicht ungefährlich. Nach einiger Zeit trifft auch Karin ein; wir füllen die Trinkflaschen nochmal auf und treten das nächste, sehr steile Stück bis zum See an. Rund die Hälfte der Strecke müssen wir schieben, aber das muß ja nicht unangenehm sein, wenn man den ganzen Tag schon im Sattel gesessen hat. An der Hütte halten wir nur kurz und verabschieden uns von den dreien, die hier eine Übernachtung buchen.

Die Strecke hinauf zur Forcola di Ambrizola kenne ich ebenfalls schon aus unserem Urlaub. Damals bin ich sie ohne Gepäck mit nur dreimaligem Absetzen hinauf gefahren. Bei dem Zustand, den wir nun vorfinden, ist das auch mit idealer Zuladung nicht mehr möglich. Alle naselang hat eine Gerölllawine, deren Spuren nur notdürftig beiseitegeräumt wurden, den Weg verlegt. Erst um 18:15 Uhr kommen wir oben an; außer uns scheint keiner mehr unterwegs zu sein. Die drohenden Regenwolken sind dabei, sich aufzulösen; gelegentlich bricht die Sonne durch und wirft ein magisches Licht auf die Dolomitenfelsen. Eigentlich eine schöne Stimmung hier oben; allerdings können wir die nicht recht genießen, da nicht ganz klar ist, wie lange wir noch bis zur nächsten Hütte unterwegs sind. Eine Stunde ist in dem Gelände schnell vergangen. Wir nehmen den leicht ansteigenden, aber zunächst noch gut fahrbaren Pfad unterhalb des Becco di Mezzodi zügig in Angriff. Bald müssen wir schieben, und kurz, nachdem es wieder bergabgeht, kommen wir bis zur Malga Prendera auf einen kaum fahrbaren, steilen Holperpfad. Von dort führt er, meist wieder gut fahrbar, in Wellen eine grasige Hügelkette entlang, hinter der sich der Mt. Pelmo eindrucksvoll in den Vordergrund schiebt.

An einer tiefergelegenen Stelle treffen wir auf einen Schäfer, der sich sehr gesprächig gibt. Er empfiehlt das gut eine halbe Stunde Fahrzeit entfernt liegende Rif. Staulanza zum Übernachten und rät wegen des weniger guten Essens vom Rif. Città di Fiume ab. Mit seinen besten Wünschen reisen wir weiter über den traumhaften Pfad, begleitet von den Lichtspielen der tiefstehenden und nur lokal zwischen den Wolken durchbrechenden Sonne. Bald holpern wir zum Rif. Città di Fiume hinab und kommen dort auf eine Schotterstraße, der wir in flotter Fahrt bis zur querenden Asphaltstraße hinunter folgen. Von hier sind es nur noch 100 Höhenmeter bis zum Übernachtungsziel, welches wir fast wie vorhergesagt um 19:20 Uhr erreichen. Die Fahrräder kommen in einem kleinen Raum unter Verschluß. Dank Halbpension (48 EUR pro Person) kommen wir noch in den Genuß eines viergängigen Menüs, zu dem wir einen ordentlichen Wein leeren. Wir sind die einzigen MTBler in dem für seine Größe gut besuchten Lokal. Leider trübt das beengte Zimmer etwas das bisher positive Bild.

Etappe 6: Rif. Staulanza - San Martino di Castrozza

Tabelle 7: Daten der sechsten Etappe
RouteRif. Staulanza - Fernazza - Alleghe - Forcola di San Tomaso - Forcola di Lagazzon - Falcalde - Passo di Vallès - Val Venegia - Baita Segantini - Passo Rolle - San Martino di Castrozza
DatumFreitag 01.08.2003
Entfernung67,3 km
Netto Fahrzeit6:10 h (Karin 7:55 h)
Brutto Fahrzeit11:05 h
Bergauf2307 m
Bergab2619 m
KartenTabacco 015, Tabacco 022
GPS-Spur gs-transalp-2003-tag6.gpx (Kartenansicht)

Um 7:30 Uhr gibt es ein sehr italienisch ausfallendes Frühstück (Brioche, Weißbrot, Marmelade und Kaffee bzw. Tee), dessen Bewertung leider nicht für eine goldene Speiche reicht. Großen Hunger habe ich allerdings nicht, da mir das Abendessen noch schwer im Magen liegt. Nach dem Frühstück holen wir die Räder aus dem gut verschlossenen Abstellraum und fahren die Paßstraße hinunter, bis rechts ein Schotterweg abzweigt, der mit diversen Schildern ausgestattet ist. Wir halten uns zunächst in Richtung Malga Vèscovà, die rasch erreicht ist. Von dort geht es ein extrem steiles und schottriges Stück hoch, das wir nur schiebend zurücklegen können. Oben ist in alle möglichen Richtungen ein »Superbike«-Kurs ausgeschildert; offensichtlich handelt es sich dabei um eine touristische Leistung der Ortschaft Alleghe. Wir folgen der Beschilderung Richtung Alleghe und kommen bald in ein Skigebiet, das der Weg sehr abenteuerlich grobschottrig quert. Die Fahrspur wird immer mehr zum Pfad und damit auch interessanter zu fahren. Wir folgen nun einfach der »Superbike«-Beschilderung, teilweise über raffinierte Saumpfade durch die Waldhänge oberhalb von Alleghe.

Die irgendwann nach links auftauchende Abzweigung nach Coi, welche ich nach Karte als weiteren Weg für uns ausgesucht hatte, fahren wir nur rund 30 m hinunter. Wegen des sich dort einstellenden sehr steilen und groben Schotters drehen wir um und folgen lieber dem horizontalen Wegverlauf in Richtung Fernazza. Bald erreichen wir dieses wild-romantische Bauerndorf, in dem eine jugendliche Pfadfindergruppe irgendwelche Aktivitäten vor ihrem Übernachtungshaus treibt. Weiter geht es vorbei an Ruinen den steilen Pfad durch die Wiesen hinunter. Auch im nächsten Ort bleiben wir einfach auf der »Superbike«-Spur und bekommen so einen Supertrail nach dem anderen geboten. Das Ganze geht hinab bis in den Ort Alleghe, wo wir die letzten 50 Höhenmeter über eine gewundene Straße bis ins Zentrum fahren. Wir landen direkt neben der Post; für mich die willkommene Gelegenheit, wieder zwei volle Filme auf den Weg ins Labor zu bringen.

Nebenan gibt es einen Lebensmittelladen, in dem wir uns wie üblich eindecken. Dann fahren wir über die belebte Asphaltstraße südlich am See entlang aus dem Ort hinaus. Wir rollen ein gutes Stück bergab, bis nach einer Brücke nach rechts San Tomaso ausgeschildert ist. Jetzt beginnt wieder ein zäher Aufstieg, der zunächst über frisch geteerten Asphalt, dann über eine schmale Straße bis nach Pianezze hinauf reicht. Hier fängt ein steiler Schotterweg an, der anfangs noch ein angenehmes, flaches Intermezzo bietet, dann aber sehr steil durch den Wald hinauf zur Forcola di San Tomaso führt. Hierbei gibt es reichlich Gelegenheit zum Schieben. Auf der Waldlichtung am Joch machen wir eine kurze Pause im Sonnenschein, dann folgen wir dem zunächst noch einladend flach bergabführenden Pfad. Dieser fällt aber bald steil zu einer asphaltierten Forststraße ab. Der Straße folgen wir nach rechts dem Gefälle nach, bis wieder rechts ein nahezu eben verlaufender Schotterweg abbiegt. Vorbei an einer Wiese mit spielenden Jugendlichen kommen wir an eine querende Asphaltstraße, der wir nach rechts hinein nach Cogul folgen.

Das Örtchen ist sehr sehenswert; die alten Bauernhäuser und Scheunen sind zum größten Teil ferienhausmäßig restauriert. Auf der anderen Seite des Ortes beginnt ein neu präparierter Schotterweg, der sich sehr angenehm fahren läßt. Er endet an einer Asphaltstraße, die bergauf zur Forcola di Lagazzon führt. Auf der Strecke kommen wir an mehreren Zeltlagern vorbei, in denen Pfadfindergruppen dem Lagerleben nachgehen. Vom nicht weiter auffälligen Paß fahren wir hinunter nach Fregona, dann rechts ab nach Feder. Hier kommen wir an einer Pension mit Café vorbei, eine willkommene Gelegenheit, auf der sonnigen Aussichtsterrasse einen Cappuccino mit Gebirgspanorama einzunehmen. Nach Querung des Ortes geht es hinab ins Tal in den Wintersportort Falcade, dann wieder hinauf in Richtung Passo di Vallès. Es beginnt eine sehr langwierige Auffahrt auf einer einigermaßen breiten Straße, auf der außer uns natürlich auch PKWs und Motorräder unterwegs sind. An dem Abzweig zum Passo di S. Pellegrino treffen wir zwei Holländer, die mit zwei stark beladenen MTBs unterwegs sind und dort gerade Pause machen. Sie sind in Innsbruck gestartet, haben den Brenner überquert und sammeln nun Pässe in den Dolomiten. Wir fahren weiter hinauf und gelangen nach zähem Kampf oben an die wenig attraktive, im Wolkenschatten liegende Passhöhe. Unterwegs wurden wir bei einem kurzen Halt von einem der beiden Holländer passiert. Er ist ziemlich fit und fährt trotz seiner Last teilweise im Wiegetritt die Passstraße hinauf.

Nach dem Auffüllen der Trinkflaschen rauschen wir über den Asphalt hinab bis zum Abzweig nach links in das uns schon vom letzten Jahr her bekannte Val Venegia. Von dort radeln wir gemütlich, mittlerweile wieder im Sonnenschein, die Schotterpiste mit der großartigen Aussicht hinauf. Nächstes Ziel ist die Malga Venegiota, wo wir einen Cappuccino einnehmen wollen. Auf der sonnigen Terrasse mit dem grandiosen Bergpanorama sitzt es sich aber so gemütlich, dass daraus noch ein zweiter wird. Da es von hier nur noch gut fahrbare 350 Höhenmeter bis zur Baita Segantini sind, gibt es in Anbetracht der Uhrzeit keinen Grund zur Hektik. Schließlich brechen wir auf und sind gegen 18:00 Uhr an der Baita. Zwischendurch schießen wir noch einige Fotos; leider reicht der Sonnenschein nur selten und kleinflächig in den oberen Talabschnitt. Vom Joch aus haben wir dieses Jahr eine sehr schöne Aussicht mit angenehmer Lichtstimmung. Vor der Abfahrt ziehen wir uns winddicht an, dann geht es auf Schotter durch das schon bekannte Ski-/Almgebiet. Nach Passage des Passo Rolle rauschen wir die im oberen Teil in abenteuerlichen Schleifen verlegte Asphaltstraße hinab nach San Martino di Castrozza.

Unten im Ort suchen wir zunächst den gleichen Supermarkt auf wie im letzten Jahr. Dort kaufen wir ein Selbstversorger-Abendessen ein (endlich auch ein paar Früchte und Süßigkeiten) und fahren dann hinauf zur Pension Bianca Neve. Die hat dieses Mal allerdings nichts mehr frei; die freundliche Wirtin telefoniert aber sofort herum und findet rasch etwas Passendes für uns. Nach kurzer Suche finden wir das in der Nähe liegende Hotel Miramonti und buchen uns ein (ÜF: 30 EUR pro Person). Die Räder übernachten in einem nach Heizöl riechenden Abstellraum links des Eingangsbereichs. Wir beziehen ein Zimmer im dritten Stock, von wo wir einen prächtigen Ausblick auf das Gebirgspanorama und die sich dort darbietenden Lichtspiele der untergehenden Sonne haben.

Etappe 7: San Martino di Castrozza - Rif. Alla Barricata

Tabelle 8: Daten der siebten Etappe
RouteSan Martino di Castrozza - Lago di Calàita - Canale San Bovo - Passo del Brocòn - Castello Tesino - Valsugana - Rif. Alla Barricata
DatumSamstag 02.08.2003
Entfernung83,9 km
Netto Fahrzeit6:30 h (Karin 8:22 h)
Brutto Fahrzeit10:30 h
Bergauf2272 m
Bergab2410 m
KartenTabacco 022, Tabacco 023, Kompass 621
GPS-Spur gs-transalp-2003-tag7.gpx (Kartenansicht)

Wir sind die ersten am Frühstücksbuffet, das im Speisesaal des Hotels ab 7:15 Uhr öffnet. Es gibt Fruchtsäfte, Müsli, zwei Varianten Brioche, Marmelade, aber auch Wurst und Käse auf Bestellung; also ein bis zwei goldene Speichen. Nach dem Bezahlen brechen wir auf und radeln den schon vom letzten Jahr her bekannten Weg am Campingplatz vorbei in den Wald. Der leicht ansteigende Schotterweg führt uns gut beschildert zunächst Richtung Malga Creil, später Richtung Lago di Calàita. Nach nicht allzulanger Wegstrecke gewinnt die Forststraße noch etwas Höhe in zwei Serpentinenschleifen, dann endet sie in einem Wendehammer. Von hier schieben wir über einen grobsteinigen Wanderpfad nach oben, der später etwas flacher wird. Nach ein paar Windungen am Hang wird er für kurze Abschnitte sogar fahrbar. Bald ist die höchste Stelle erreicht, und der Weg wird zum leicht abfallenden Wurzeltrail, der schließich in groben Schotter und dann außerhalb des Waldes in einen aus groben Steinen gelegten breiten Holperweg übergeht. Von hier hat man schon einen Blick auf den See und das Rifugio Miralago dahinter. Zur anderen Seite hin blickt der Pale di San Martino malerisch über die Waldkante.

Je näher wir dem Refugio kommen, um so mehr Fußgänger beleben den Weg. Am Parkplatz des Hauses herrscht reger Ausflugsverkehr, sogar einen Einweiser mit Kelle zum richtigen Einparken gibt es. Nach kurzer Fotopause stürzen wir uns die gerade Asphaltstraße (18 % Gefälle) ins Tal hinunter. Bis zu 72 km/h schaffe ich spielend; Karin ist wie immer deutlich vorsichtiger. Sobald es kurviger wird, dämpfe ich meine Geschwindigkeit, hier gibt es auch wieder mehr zu sehen. Wir schlängeln uns durch einige Bergdörfer den Hang hinab, bis wir schließlich in Canale San Bovo ankommen. Den Ort passieren wir ohne Pause und queren dahinter den Fluß an einer auffällig hohen Brücke. Dann geht es wieder in beständiger leichter Steigung eine Asphaltstraße hinauf zum Passo Brocòn. Anfangs bleibe ich noch in Karins Nähe, dann gebe ich Gas und fahre mit meinem Rhythmus in einem Zug durch bis zum Pass. Mit dieser Aktion werde ich später ordentlich Ärger bekommen, denn Karin sind die 2 h Auffahrt alleine doch etwas langweilig. Während der Auffahrt gibt es regen Motorradverkehr; natürlich treten alle immer in Gruppen auf, was die Luftqualität entsprechend beeinträchtigt. Oben auf der Passhöhe stehen sie dann auch gleich rudelweise vor den beiden Restaurants.

Ich gönne mir gleich einen Cappuccino und warte auf Karin, die erst 40 Minuten später mit adäquater Laune auftaucht. Weder Eis noch Cappuccino können die Anspannung vollkommen lösen; aber es hilft nichts, wir müssen nun runter ins Valsugana. Der Karte nach soll die Schotterpiste rechts hinter dem Restaurant hinunterführen, in Wirklichkeit beginnt sie aber links davon und verläuft unter einem Schlepplift hindurch. Bis wir den Fehler bemerken, haben wir schon wieder ein paar hundert Meter zurückgelegt; also zurück. Die Piste ist stellenweise sehr ausgewaschen. Nach einigen Höhenmetern zweigen wir rechts ab auf den alten Militärpfad, der wirklich eine Reise wert ist. Mit gleichmäßigem Gefälle in die bewaldete Felswand verlegt, ist er praktisch durchgehend fahrbar und gibt auch an manchen Stellen spektakuläre Ausblicke ins Tal frei. Dort machen wir kurze Fotostopps. Nach langer, abwechslungsreicher Fahrt endet der Weg als Forststraße und führt schließlich auf Asphalt weiter durch die locker besiedelte Bergwelt hinab nach Castello Tesino.

Im Ort empfangen uns die Kirchenglocken. Wir folgen ohne Pause der Beschilderung in Richtung Grigno, füllen aber am unteren Ortsende an einem netten Brunnen mit Sitzgelegenheiten nochmals unsere Trinkflaschen. Rasant verläuft die weitere Abfahrt, und aufsehenerregend sind die in den Fels gehauenen Serpentinen, bei deren Passage uns die heiße Luft des Valsugana entgegenschlägt. Mit den beiden Rennradfahrern, die uns dort stark schwitzend begegnen, möchte ich nicht tauschen. Wir haben den Fahrtwind wenigstens noch auf unserer Seite. In Grigno halten wir uns direkt rechts, queren den kleinen Fluß an einer Fußgängerbrücke und verlassen den schläfrigen Ort südlich Richtung Selva. Hier auf rund 250 m über NN ist es viel zu warm für unser Empfinden, die letzten Tage haben wir deutlich angenehmere Temperaturen erlebt. Am zentralen Laufbrunnen in Selva geht es sehr lebhaft zu. Eine deutsche Radfahrergruppe mit Zeltgepäck belegt die kühle Quelle neben einigen Italienern. Wir füllen auch noch mal auf und biegen dann links ein, um den Anstieg zur Hochebene zu beginnen. Der Einstieg in die alte Militärstraße liegt sehr versteckt und ist merkwürdigerweise nicht separat ausgeschildert.

Am Anfang der in den Nordhang eines Steilabbruchs gehauenen Schotterstraße ist das Ende nach 12,4 km in Aussicht gestellt. Damit wissen wir genau, was auf uns zukommt. Der Anstieg ist sehr gleichmäßig und sehr gut zu fahren. An keiner Stelle gibt es Schäden, z.B. durch Auswaschungen. Gelegentlich können wir einen Blick ins Tal erhaschen, aber meistens bleibt uns der hinter Bäumen verborgen. Nur langsam nimmt die Temperatur wieder ab; glücklicherweise ist der Hang so gut wie nicht von direktem Sonnenschein berührt. An den wenigen Stellen, an denen wir dennoch durch Sonnenstrahlen müssen, ist es direkt schweißtreibend warm. Zwei kleine Felsbögen bzw. Tunnels müssen wir durchfahren; an einem sind alte Militärstellungen, sonst gibt es nichts Außergewöhnliches. Alle zwei Kilometer mache ich Pause und warte auf Karin. Erst gegen sieben Uhr wird die Straße allmählich flacher und biegt nach Süden auf die Hochebene ein, bleibt dabei aber immer noch im Wald.

Die angekündigten 12,4 km sind tatsächlich erst an der ersten Kreuzung auf Null heruntergezählt, gleichzeitig öffnet sich vor uns das Almgelände. Wenige Meter später geht der Belag in Asphalt über und führt in leichten Bögen hinauf zum Rif. Barricata. Dort sind Zelte mit viel Lichtdekoration aufgebaut; auch parkt eine größere Anzahl PKWs dort, so dass ich schon die Befürchtung habe, es wäre kein Schlafplatz mehr frei. Die Wirtin gibt uns aber noch ein Zimmer, das mit Halbpension 35 EUR pro Person kostet, während die Räder im Schuppen gegenüber unterkommen. Die Zimmerausstattung ist einfach und mit Holz vertäfelt; das Bad ist ökonomischerweise auf dem Gang. Wir sollen heute noch nicht einmal die letzten Transalpler sein. Wie uns die Wirtin mitteilt, hat sich noch eine Vierergruppe telefonisch angemeldet. Am Tag vorher soll sogar eine Achtergruppe hier übernachtet haben; wenn das nicht wieder Serac Joe war.

Das Abendessen nehmen wir im Freien auf der Terrasse ein, deren Atmosphäre sehr belebt italienisch ist; also das genaue Gegenteil von dem, was ich mir eigentlich unter einer Berghütte vorstelle. Immer mehr junge Erwachsene fahren im Laufe des Abends mit ihren Autos vor und lassen es sich mit einigen Schnäpsen gutgehen. Es wird laut gesungen und immer, wenn wir denken, jetzt reicht der Alkohol, kommt eine neue Wagenladung, und das Hallo startet mit neuer Intensität. Selbst als wir uns um zehn auf ins Bett machen, treffen noch neue Gäste ein. Gut, dass wir unseren Gehörschutz dabeihaben.

Etappe 8: Rif. Alla Barricata - Monterovere

Tabelle 9: Daten der achten Etappe
RouteRif. Alla Barricata - Bivio Italia - Bocchetta di Portule - Forte di Bussa Verle - Passo di Vezzena - Forte Luserna - Malga Laghetto - Monterovere
DatumSonntag 03.08.2003
Entfernung62,9 km
Netto Fahrzeit5:27 h (Karin 7:06 h)
Brutto Fahrzeit9:30 h
Bergauf1527 m
Bergab1609 m
KartenKompass 621, Kompass 623, Kompass 631
GPS-Spur gs-transalp-2003-tag8.gpx (Kartenansicht)

Dank der Gehörstöpsel haben wir gut und ruhig geschlafen. Das Frühstück soll es ab 8:00 Uhr geben. Kurz vor acht sind wir unten und lassen uns einen Tisch zuweisen. Als Brot gibt es zunächst nur eingepackten Zwieback, auf Nachfrage dann auch einen Korb aufgeschnittenes Brot mit der Warnung, es wäre von gestern. Das frische Brot soll erst um neun eintreffen. Wir sortieren die Stücke von gestern heraus und lassen die von vorgestern und älter zurück. Kaffee, Milch und Tee kommen per Selbstbedienung auf den Tisch. Draußen laufen schon die Vorbereitungen für ein größeres Fest, die Zelte mit Bänken waren ja gestern schon aufgebaut. Nach dem Bezahlen (es sind inklusive Getränke doch nur 35 EUR; wir haben den Verdacht, es gibt einen Abschlag wegen der Ruhestörung gestern abend) holen wir die Räder aus dem Stall und folgen der Beschilderung in Richtung Mt. Ortigara. Das Wegenetz in der Nähe des Hauses macht die Orientierung nach Karte schwierig. Wir finden aber dennoch die richtige Schotterpiste, die in den Wald hineinführt und dort die nächsten paar hundert Meter Höhe macht. Der Untergrund schwankt dabei zwischen fest und lose; meist ist er eher etwas zu lose und zu grob, als dass es angenehm wäre, darauf zu fahren. Der anfängliche Nadelwald wird bald zum Lärchenwald; dieser lockert schließlich auf und geht in einen luftigen Kiefernbewuchs über. Die Möglichkeiten für Rundblicke entwickeln sich entsprechend. Vom Val Scura bis zur Abzweigung zum Mt. Ortigara fahren wir ein Stück auf Asphalt; hier ist trotz der geringen Fahrbahnbreite reger PKW-Ausflugsverkehr.

Am Mt. Forno können wir oberhalb der Straße die ersten Militärstellungen sehen; es würde sich eigentlich anbieten, diese zu besichtigen, zumal die auch bestens ausgeschildert sind. Aus zeitlichen Gründen verzichten wir aber darauf. Statt dessen halten wir uns weiter Richtung "Bivio", passieren diesen nicht sehr interessanten Punkt und erreichen schließlich die mit etwas mehr als 2000 m höchste Stelle für heute. Karin bekommt im Streckenverlauf immer mal wieder Gelegenheit zum Schieben, da ihr der Schotter an den steileren Stellen zu grob ist. Das Wetter spielt die ganze Zeit gut mit, rundherum ist es blau, nur über uns hält die Thermikbewölkung die größte Hitze schattenspendend ab. Das ist auch gut so, denn mit den Wasservorräten würde es hier sonst schnell knapp werden. Laufbrunnen oder ähnliche Wasserstellen gibt es hier oben nicht. Optisch interessanter ist das Abfahrstück zum Campo Gallina, wo sich die Reste einer österreichischen Militärbebauung befinden. Man umfährt die Mulde mit dem Rad regelrecht und bekommt so wechselnde Eindrücke von dem Trümmerfeld. Dahinter geht es wieder bergauf zur Bocchetta di Portule, einem unscheinbaren Felsdurchbruch, der aber einen schönen, weiten Blick auf die bewaldeten Hügel Richtung Westen zuläßt.

Die folgende Abfahrt, bei der in der sonst sehr verlassen wirkenden Gegend auch mal wieder einige Fußgänger unterwegs sind, schüttelt uns ordentlich durch. Wir steuern auf die Malga Làrici di sotto zu, an der viele Autos stehen. Es befinden sich sehr viele Leute dort, die emsig bewirtet werden. Fast haben wir den Eindruck, es wäre eine Hochzeitsgesellschaft, die es sich hier oben in ländlicher Idylle und auf teilweise improvisierten Sitzmöbeln gutgehen läßt. Wir lassen uns einen Tisch zuweisen und bestellen mit leichten Verständigungsschwierigkeiten eine Portion Nudeln, später noch Kuchen und Kaffee. Gegen den Durst gibt es zum Essen kühles Mineralwasser aus der Flasche; wie köstlich das doch schmecken kann, wenn man den ganzen Tag sonst nur eine warme Brühe aus der Trinkflasche bekommt. Etwas später, wir sind schon beim Kuchen, treffen noch vier MTBler ein, die auch im Rif. Barricata übernachtet haben. Sie haben ähnliche Verständigungsprobleme; als wir zahlen, sitzen sie aber immerhin schon vor sauberen, leeren Tellern.

Nach unserer Mittagspause fahren wir unter ständig leichtem Auf und Ab über die Schotterpisten des Hochplateaus, denen die Einsamkeit des Vormittags aber verlorengegangen ist. Als die Straße schließlich in Asphalt übergeht, kommt uns das sehr gelegen, denn so langsam reicht es uns mit dem Schotter. Endlich geht es wieder schneller voran. Am Forte Verle, in dessen Nähe wir auf die »100 km dei Forti« stoßen, machen wir einen kurzen Abstecher nach links zur nur mäßig erhaltenen Ruine des Forts. Einen Besuch der über uns auf dem Gipfel des Piz Verle liegenden Stellungen sparen wir uns. Hier sind eine ganze Reihe an Fußgängern unterwegs, von denen sicher einige von dort oben kommen. Die letzten Höhenmeter hinunter zum Passo di Vezzena führen uns in einen regelrechten Trubel. Hier sind jede Menge Autos und Motorräder unterwegs, deren Besatzung die Restauration für eine Pause nutzt. Wir queren die Straße rasch und bleiben damit auf den »100 km dei Forti«, die nun wieder auf Schotter leicht bergab führen. Bald kommen wir in den Wald, in dem es ohne jeden Weitblick eine ganze Zeit entlanggeht. Schließlich fahren wir wieder bergauf in Richtung Forte Luserna. Vorher kommen wir noch am militärischen Vorposten Oberwiesen vorbei, den man durch einen immerhin befahrbaren, schmalen Tunnel erreichen kann. Von dieser alten und recht gut erhaltenen Militärstellung hat man einen sehr schönen Blick über den Ort Luserna hinweg ins Tal.

Wir folgen der Mountainbikeroute weiter zum Fort, das sehr verfallen, aber über einen ausgeschilderten Rundweg begehbar ist. Wir bleiben weiter auf der Route, lassen die nach rechts zur Besichtigung angepriesenen Schützengräben liegen und erreichen die gutbesuchte Malga Millegrobbe di sotto, wo wir schon bei deutlich gelblicher Sonne zur Stärkung erst mal einen Cappuccino und ein Eis einnehmen. Nach Querung eines großen Parkplatzes kommen wir auf eine Asphaltstraße, der wir nach rechts folgen, bald aber wieder nach links auf einen Schotterweg abbiegend verlassen. Die Waldpiste führt bald durch ein Skigebiet und über eine Skipiste in der Nähe des Biotopo Malga Laghetto. Mittlerweile ist uns die Zeit davongelaufen, so dass wir uns nun entscheiden müssen, wo es statt des geplanten Zieles zu übernachten gilt. Da wir uns hier nicht weit vom Hotel Monterovere entfernt befinden, das ich noch von meiner ersten Transalp her kenne, ist der Entschluß schnell gefaßt, einen kleinen Bogen dorthin zu schlagen. Wir folgen der planmäßigen Route noch über die nächste querende Straße, lassen dann aber die Abzweigung links für morgen liegen. Nach kurzer Fahrt durch den Wald kommen wir am Hotel an und buchen uns im Zimmer Nr. 3 ein (HP: 43 EUR pro Person). Außer uns übernachten dieses Mal keine Transalpler hier.

Etappe 9: Monterovere - Torbole

Tabelle 10: Daten der neunten Etappe
RouteMonterovere - Forte Belvedere - Lago di Lavarone - Carbonare - San Sebastiano - Passo Del Sommo - Forte Sommo Alto - Passo Coe - Forte Dosso delle Somme - Serrada - Strada Vecchia - Rovereto - Passo St. Giovanni - Torbole
DatumMontag 04.08.2003
Entfernung70,8 km
Netto Fahrzeit5:20 h (Karin 6:16 h)
Brutto Fahrzeit9:14 h
Bergauf1057 m
Bergab2175 m
KartenKompass 631, Kompass 101
GPS-Spur gs-transalp-2003-tag9.gpx (Kartenansicht)

Unsere Bekleidung hatten wir gestern nach der Wäsche auf dem Balkon aufgehängt; dort ist sie über Nacht komplett getrocknet; sogar das Polster der Hose, das sonst gerne mal eine gewisse Restfeuchtigkeit zurückbehält. Das Frühstück gibt es heute um 8:00 Uhr, immerhin bekomme ich auf Wunsch noch Käse zur sonstigen italienischen Standardausstattung. Für eine goldene Speiche reicht es also heute. Nach dem Bezahlen holen wir die Räder aus dem tiefgaragenartigen Keller und fahren die Strecke von gestern zunächst wieder zurück bis zum rechts abzweigenden Pfad. Dann folgen wir wieder der Beschilderung der »100 km dei Forti«. Zunächst erreichen wir das Forte Belvedere, das wir nur kurz von außen besichtigen. Im Innern wird das sehr gut erhaltene Stück als Museum genutzt und wäre sicher einen Besuch wert. Wir wollen uns allerdings nicht zu lange aufhalten, damit wir heute auch sicher noch Torbole erreichen. Auch von hier hat man einen sehr weitreichenden Blick ins Tal; es fällt nicht schwer, die damalige strategische Bedeutung nachzuvollziehen. Seinen italienischen Namen verdient es ebenfalls zurecht.

Weiter geht es bergab, zunächst auf der für die Besucher asphaltierten Straße, dann biegen wir an einer Häusergruppe auf einen mit aufrechtstehenden Steinplatten begrenzten Weg durch die Wiesen. Es schließt sich ein Waldstück an, hinter dem wir zum idyllisch gelegenen Lago Lavarone kommen. Hier will uns der Wegweiser rechts über die Uferpromenade am See vorbeileiten. Der Karte nach wollen wir aber lieber auf der »blau gepunkteten« Strecke bleiben, so dass wir nach einem Stück wieder umkehren. Den weiteren Weg müssen wir aber erst mal mühsam suchen, da der entsprechende Wegweiser am Boden liegt. Wir fahren weiter über nett angelegte Pfade östlich unterhalb des österreichischen Beobachtungspostens auf dem Mt. Rust vorbei, dann links durch den Wald bis nach Carbonare. An der querenden Asphaltstraße weichen wir von der beschilderten Route ab und fahren direkt in den Ort zum Einkaufen. Im Schatten einiger Bäume halten wir unsere Mittagspause ab.

Der weitere Weg führt über die Straße zum Passo del Sommo, wobei wir einen Abstecher durch San Sebastiano machen, um dem Autoverkehr zu entgehen. Bald haben wir die Paßhöhe erreicht und biegen kurz dahinter nach links, der Beschilderung folgend, auf die uns schon als Abfahrt bekannte Schotterstraße zum Forte Sommo Alto ein. Die Straße hat eine sehr angenehme Steigung und führt bis zum Rif. Stella d' Italia durch schattigen Wald. Wenig dahinter treffen wir auf das vierte Fort dieser Tour, das wir noch kurz fotografisch dokumentieren. Da sich nun das Hoch Michaela in voller Pracht über uns ausbreitet, ist es in der prallen Sonne trotz der Höhe unangenehm heiß. Schatten gibt es hier allerdings keinen mehr. Wir fahren daher zügig zum Rif. Camini, das mit 1625 m für heute den zweithöchsten Punkt darstellt. Ohne langen Aufenthalt rollen wir hinab zum Passo Coe, wo wir die asphaltierte Passstraße überqueren. Die Strecke von hier zum Mt. Magio fehlt mir noch in der Sammlung, aber leider wird dieses Jahr daraus nichts. Statt dessen rollen wir noch ein Stück bergab, müssen dann aber doch noch zwei Graskuppen über einen Pfad schiebend erklimmen, bis wir die fünfte und letzte Befestigungsanlage der Tour, das Forte Dosso delle Somme, erreichen.

Auf der ersten Kuppe treffen wir auf verfallene Schützengräben und einen wunderbaren Blick zurück auf die Hochebene, auf der wir nun schon zwei Tage unterwegs sind. Der Rundblick reicht bis weit hinter den Piz Verle und zur anderen Seite hin vom Mt. Magio bis über das gesamte Pasubio Massiv. Auch die ersten Ecken von Rovereto sind von hier zu erkennen. Der zweite Anstieg ist nochmal sehr steil, aber schnell schiebend erledigt. Hier zeigen sich bald die ersten Trümmer des Forts, das verglichen mit den anderen insgesamt den schlechtesten Erhaltungszustand zeigt. Die anschließende Schotterpiste, die mal die Versorgungsstraße des Forts war, ist von sehr grober Natur und weniger gepflegt als anderswo. Wahrscheinlich kommt hier kaum jemand entlang. Weiter unten durchfahren wir eine Mulde, in der Mauerreste von Gebäuden zu sehen sind. Diese stammen wohl ebenfalls aus den Hochzeiten des Forts. Hier beginnt auch die bachbettartige Abfahrt nach Zoeri, die wir uns aber nicht antun. Kurze Zeit später treffen wir auf die Abzweigung nach Serrada, die uns über einen sehr schönen Trialpfad durch den schattigen Wald hinab in den Ort bringt. Dort landen wir direkt vor der Bar, die wir schon vom letzten Jahr her kennen. Schnell sind die Räder an einem schattigen Platz abgestellt sowie Eis und Cappuccino bestellt. So läßt es sich aushalten.

Da keiner von uns Lust hat, in die mutmaßliche Affenhitze von Rovereto hinunterzufahren, trinken wir noch einen zweiten Cappuccino. Dann brechen wir auf. Die ersten Höhenmeter sind über die gut ausgebaute Asphaltstraße hinab schnell genommen. Bei der Abfahrt schlagen uns gelegentlich heiße Luftpakete entgegen, die aus einem Backofen zu kommen scheinen. Unterhalb von Potrich biegen wir wieder rechts auf die Strada Vecchia ab, die wir vom letzten Jahr noch kennen und nach wie vor ungenuzt scheint. In der Fahrspur liegen haufenweise Kiefernzapfen, die die Griffigkeit vor allem im oberen Abschnitt deutlich herabsetzen. Der letzte Teil ist nicht fahrbar, da hier gerade Bauarbeiten im Gange sind. Es werden Stahlnetze im Felsabhang befestigt, die Steinschlag auf die unterhalb vorbeiführende Straße verhindern sollen. Zwei Arbeiter treffen wir an, die jede Menge längerer Drahtabschnitte zurücklassen. Diese fädeln sich gerne in unsere Speichen ein. Hinter der Baustelle treffen wir auf die Asphaltstraße, der wir nach rechts leicht bergab folgen. Nur mit ordentlichem Fahrtempo läßt sich die zunehmende Hitze ertragen.

In Rovereto angekommen, ist es vom Stadtplatz bis zum Bahnhof nicht mehr weit. Dort kaufen wir die Fahrkarten für Übermorgen (bis Rosenheim zusammen 87 EUR plus 2 x 12,30 EUR für die Räder). Die direkte Zugverbindung nach München, die im letzten Jahr das Reisen so bequem gemacht hat, gibt es nicht mehr. Alleine bis Rosenheim müssen wir schon zweimal umsteigen. Aber zunächst bleibt uns noch die Strecke bis nach Torbole mit dem Rad. Wir nehmen wie auch beim letzten Mal die direkte Strecke über Mori und von dort den Radweg zum Passo St. Giovanni. Bald spendet der Eiskegel einer westlich vom Gardasee stehenden Gewitterwolke großflächigen Schatten, aber es ist mit 31 °C immer noch heiß genug. In Torbole laufen wir zuerst die zwei uns schon bekannten Hotels an, um ein Bett für die beiden noch eingeplanten Nächte zu finden; allerdings vergeblich, alles ist ausgebucht. Weiter geht es zur Touristeninformation, die schnell ein privates Zimmerangebot für uns findet (Villa Daniela, ÜF: 21 EUR). Die alte Dame, die anscheinend das ganze Haus in Höhe des Carpentari-Ladens leitet, weist uns ein ordentliches Zimmer mit Bad auf dem Gang zu. Duschen und Waschen laufen schon fast automatisiert ab; anschließend gehen wir zum Essen in die Pizzeria al Porto.

Bis zum nächsten Morgen kühlt es gerade mal auf 28 °C ab. An Zudecken ist die Nacht über gar nicht zu denken. Zu unserer Überraschung serviert die Wirtin ein Frühstück der Kategorie »zwei goldene Speichen« mit frischen Brötchen, Marmelade, Käse, Joghurt, Kaffee bzw. Tee. Ein guter Start in den Tag also, der aber keinen Sinn nach sportlichen Aktivitäten aufkommen läßt, da es durchgehend unerträglich warm bleibt. Wir bummeln nur ein wenig durch die Stadt und legen uns dann im relativ großzügigen Garten der Villa zum Lesen und Dösen in den Schatten.

Heimreise: Torbole - Hirten

Tabelle 11: Daten der Heimreise
RouteTorbole - Bahnhof Rovereto - Bahnhof Brenner - Bahnhof Innsbruck - Bahnhof Rosenheim - Bahnhof Wasserburg - Bahnhof Mühldorf - Bahnhof Garching (a. d. Alz) - Hirten
DatumMittwoch 06.08.2003
Entfernung35,5 km
Netto Fahrzeit2:11 h
Brutto Fahrzeit11:28 h
Bergauf260 m
Kartekeine

Am nächsten Tag müssen wir leider schon vor dem Frühstück los, damit wir den Zug in Rovereto rechtzeitig erwischen. Bei der Rückfahrt nach Rovereto testen wir ab Mori den dort ausgeschilderten Radweg, der zunächst hinab zur Etsch führt, dann nach links direkt am Fluss entlang. Landschaftlich und verkehrstechnisch ist diese Route netter als die stark befahrene Straße oberhalb. Irgendwann biegen wir dann rechts in die Stadt ab und kommen zum Bahnhof. Auf dem Bahnsteig warten schon einige Radreisende, die ebenfalls den Nahverkehrszug zum Brenner nehmen. Dort haben wir mehr als eine Stunde Aufenthalt, Zeit genug, einen Cappuccino im Ort einzunehmen. Die nächste Etappe endet in Innsbruck, wo wir mit einer kleineren Gruppe im Schatten des Bahnsteigs auf den nächsten Nahverkehrszug warten. In Rosenheim steigen wir aus und kaufen erst mal eine Fahrkarte für den Rest der Strecke. Der nächste Nahverkehrszug bringt uns bis Wasserburg, von dort nach einer Stunde Aufenthalt nach Mühldorf und dann nach einem letztmaligen Umsteigen bis Garching. Die letzten Kilometer radeln wir auf bekannter Strecke nach Hause.

Fazit

Auch dieses Jahr war die Tour wieder eine sehr gelungene Urlaubsaktion. Das Wetter hat uns lediglich am zweiten Tag im Stich gelassen; damit konnten wir gut leben. Am letzten Tag wurde es dank Hoch »Michaela« sehr heiß, aber auch das konnten wir wegen der weniger anstrengenden Schlußetappe gut verkraften. An technischen Defekten gab es, abgesehen von dem Ausfall meiner Fahrradtasche, der sich glücklicherweise improvisiert beheben ließ, keinen nennenswerten Vorfall. Die Rückreise mit dem Zug war allerdings erheblich umständlicher als im letzten Jahr, da es keine durchgehende Radtransportverbindung mehr bis Rosenheim gab.


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Letzte Änderung: 04.01.2016
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